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Femizid in Ostholstein

Autor/in: Der Pressesprecher
Quelle: Kreis Ostholstein

Eutin/Ostholstein. Wieder hat ein Ostholsteiner seine Partnerin getötet, und wieder wird die Frage laut, warum das nicht verhindert werden konnte. Fakt ist: Jede vierte Frau erlebt bundesweit in ihrem Leben mindestens einmal Gewalt durch den Partner oder Ex-Partner. Häusliche Gewalt fängt oft ganz schleichend an: Mit Kontrolle, Bevormundung und Abwertung der Partnerin. Oft mündet dies in psychische Gewalt. Sie kann eskalieren und zu körperlich bedrohlicher Gewalt werden. In Deutschland wurden im Jahr 2022 offiziell rund 360 Femizide gemeldet, in SH waren es 7 ausgeführte Femizide. Dieses Jahr sind in Schleswig-Holstein bereits fünf Femizide verübt worden.  Die Dunkelziffer für Femizide und häusliche Gewalt wird jedoch von Beratungsstellen und Polizei wesentlich höher eingeschätzt.

Die Gleichstellungsbeauftragten und Frauenberatungsstellen machen deutlich, dass es sich bei der Tat in Oldenburg, Gewalt gegen Frauen, um einen Femizid handelt. Wir weisen darauf hin, dass Frauen in Paarbeziehungen im Gegensatz zu Männern überproportional von Gewalt betroffen sind, ein Ausdruck der ungleichen Geschlechterverhältnisse. Frauentötungen treten in Deutschland am häufigsten bei Trennungswunsch oder unerwünschter Berufstätigkeit der Frau auf. Der Begriff „Beziehungstat“ verharmlost die ausgeübte Gewalt und spricht dem Opfer fälschlicher Weise eine Mitverantwortung zu. Es handelt sich jedoch um kein individuelles Drama, sondern um den Ausdruck  struktureller Machtverhältnisse und ungleiche Geschlechterverhältnisse, bei welchen die Frau vom Mann abhängig ist. So fanden allein beim Frauennotruf OH im Jahr 2022 125 Fälle häuslicher Gewalt in Ostholstein statt, in diesem Jahr sind es bereits 54 offiziell von der Polizei gemeldete Fälle. Und dies sind nur die offiziell gemeldeten Daten.

Als Gleichstellungsbeauftragte aus Ostholstein und Sprecherinnen der LAG kommunaler Gleichstellungsbeauftragter Schleswig-Holstein raten wir der Bevölkerung, bei einem Verdacht hinzuschauen und sich nicht zu scheuen, die betroffene Person anzusprechen und auf die Hilfsangebote, die es durchaus gibt, hinzuweisen. Wir verweisen z.B. auf den Frauennotruf, das Frauenhaus, die Polizei, den Weißen Ring sowie auf das bundesweite Hilfetelefon (08000 116 016), welches 24 Stunden, sieben Tage die Woche kostenfrei und anonym in 17 Sprachen Betroffene von häuslicher und sexueller Gewalt und auch Angehörige und Nachbarn berät. Auch wenn man sich selbst nicht einmischen möchte, hat jede und jeder beim Verdacht auf häusliche Gewalt die Möglichkeit auf diese Unterstützungsangebote hinzuweisen und die Opfer nicht allein zu lassen. Außerdem fordern wir, gewaltbereite Personen stärker in den Fokus von Behörden zu nehmen, um Taten zu verhindern.

Wir appellieren daran, dass Partnerschaftsgewalt ernst genommen wird: Na-me it, count it, end it!

-Gudrun Dietrich, Gleichstellungsbeauftragte Gemeinde Stockelsdorf, Sprecherin LAG kommunaler GB Schleswig-Holstein

-Anna-Theresa Boos, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Ostholstein, Sprecherin kommunaler GB Schleswig-Holstein