Inhalt

Gelungener Auftakt für die Gesundheitskonferenz Ostholstein
Kreis Ostholstein etabliert zentrales Steuerungsgremium

Autor/in: Der Pressesprecher
Quelle: Kreis Ostholstein

Eutin. Die Gesundheitskonferenz Ostholstein fand sich am vergangenen Mittwoch, 27.04.2022 zur Gründungssitzung zusammen. Unter dem Motto „Gesund aufwachsen“ haben sich rund 40 engagierte und teils hochrangige Akteure der verschiedenen Institutionen im Kreis gemeinsam mit Politik und Verwaltung zusammengefunden, um sich zielgerichteter zu vernetzen, eine übergreifende Strategie zur Gesundheitsförderung von Kindern und konkrete Handlungsempfehlungen für den Kreistag zu erarbeiten. 

Nach einer Begrüßung durch Landrat Reinhard Sager, die die Wichtigkeit und Notwendigkeit dieser Gesundheitskonferenz erläuterte, und einer Einführung durch die Gesundheitsplanerin Maren Rohr erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Rahmen eines Impulsreferats von Frau Dr. Antje Richter-Kornweitz, Fachreferentin bei der Landesvereinigung für Gesundheit Niedersachsen, einen Überblick zu den bedeutenden Chancen der institutionsübergreifenden Zusammenarbeit im Rahmen einer Gesundheitskonferenz. Frau Dr. Lydia Hübner, Gesundheitsamt Ostholstein, Leiterin des Fachgebiets Jugendärztlicher Dienst, gab Einblicke in die aktuelle gesundheitliche Lage der Kinder in Ostholstein, u.a. anhand von Ergebnissen der Schuleingangsuntersuchungen. Sie wies auf den belegten Zusammenhang zwischen Gesundheit und sozialer Lage der Familien hin und skizzierte ausgewählte Problemfelder. Frau Dr. Maria Kusserow, Fachdienstleiterin des Fachdienstes Gesundheit, leitete im Anschluss die Diskussionsrunde.

Danach konnten sich die Akteure in einer Pause näher kennenlernen, sich bereits intensiv austauschen und ihre favorisierten Arbeitsgruppen auswählen. Dadurch gelang es den Organisatoren, eine lockere und offene Atmosphäre zu schaffen.

Unter der professionellen Moderation von Herrn Dr. Martin Oldenburg von der Landesvereinigung Gesundheitsförderung Schleswig-Holstein, stiegen die Akteure dann ein in einen aktiven Teil und erarbeiteten in den drei Arbeitsgruppen „Sprachförderung für Kinder“, „Bewegungsförderung“ und „Verhalten - Seelische Gesundheit“ bereits erste Projektideen und Kooperationsansätze sowie favorisierte Schwerpunkte zu den verschiedenen Themen. Die Ergebnisse wurden danach von Herrn Dr. Martin Oldenburg allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern vorgestellt. Er freute sich, dass so viele ihre große Bereitschaft zur praktischen Arbeit zeigten und am Ende zufrieden mit den ersten Ergebnissen nach Hause gingen.

Die Arbeitsgruppen werden in den nächsten Monaten selbstorganisiert die Ziele, Strategien, und Lösungsideen weiter ergänzen und ausarbeiten. Angedacht sind dabei zu Beginn 3-4 Treffen der jeweiligen Akteure in einem 6-8 wöchigen Rhythmus. Die Ergebnisse der einzelnen Arbeitsgruppen sollen dann auf der nächsten Sitzung der Gesundheitskonferenz vorgestellt werden, die am 18. Januar 2023 das nächste Mal tagen wird.

Die Gesundheitskonferenz Ostholstein soll auf dieser Grundlage die Ausgangssituation und Leistungsangebote erheben, eventuelle Bedarfslücken ermitteln, Ideen sowie Strategien zum Schließen der Lücken entwickeln und Angebote bedarfsorientierter ausgestalten. Der Ergebnisse mit Vorschlägen zu Maßnahmen, Hilfen und zur möglichen Umsetzung sollen dann als ein „erster Meilenstein“ formuliert und dem Kreistag im ersten Quartal 2023 zur Beschlussfassung vorgelegt werden.

Gesundheitsplanerin Maren Rohr zeigte sich beeindruckt von den ersten Ergebnissen der Gesundheitskonferenz. „Ich bin begeistert, dass sich gleich beim ersten Treffen der Akteure eine hochrangige Besetzung mit so viel Fachwissen, Sachverstand und Bereitschaft zur Erarbeitung von Projekten zur Verbesserung der jetzigen Situation der Kinder gefunden haben. Ich bin überzeugt, dass wir schon auf der nächsten Sitzung der Gesundheitskonferenz eine Reihe von guten Maßnahmen und Vorschlägen der Arbeitsgruppen erwarten können. Voran steht zunächst eine interdisziplinäre Beschreibung des Ist-Zustands und der Problemfelder verbunden mit wohlüberlegter Definition des gewünschten Soll-Zustands – damit die Maßnahmenplanung, Umsetzung und Bewertung danach zielorientiert und effektiv ablaufen kann. Aber auf die Umsetzung mit sichtbaren Ergebnissen bzw. Angeboten für die Kinder freue ich mich am meisten.“

Landrat Sager freute sich, dass der Kreis die Etablierung einer Gesundheitskonferenz mit Unterstützung und Förderung des GKV- Bündnisses für Gesundheit vornehmen konnte. „Eine wichtige Aufgabe des öffentlichen Gesundheitsdienstes besteht in der Prävention. Der Kreis Ostholstein will hier zunächst einen Schwerpunkt auf Kinder und Jugendliche setzen. Die Einrichtung einer Gesundheitskonferenz geht auch mit einer starken Einbindung der Verwaltung und des Kreistages einher. Der Kreistag kann so aktiv an dem Aufbau und der Fortführung der Gesundheitskonferenz teilnehmen und die Erarbeitung entsprechender Maßnahmen und die gesundheitliche Prävention im Kreisgebiet mitgestalten“.
Er sei sich sicher, dass die Gesundheitskonferenz nach den kommenden Sitzungen den Bürgern, den Leistungserbringern und dem Kreistag gute Vorschläge unterbreiten werde, um effektive Maßnahmen festzulegen und umzusetzen.

Hintergrund:

Der Kreistag hat die Intensivierung der gesetzlichen Aufgabe des Öffentlichen Gesundheitsdienstes zur Gesundheitsförderung und Prävention begrüßt und als zentrales Steuerungsgremium die „Gesundheitskonferenz Ostholstein“ etabliert.

Nachdem bereits im Stellenplan 2021 im Fachdienst Gesundheit eine Stelle für Gesundheitsplanung eingerichtet und mit Frau Maren Rohr, einer Diplom-Gesundheitswissenschaftlerin, besetzt werden konnte, soll jetzt die Gesundheitskonferenz Ostholstein als dauerhaftes interdisziplinäres Steuerungsinstrument mit den entsprechenden Entscheidungs- und Kostenträgern im Kreis etabliert werden, um die ortsnahe Koordination, Kooperation und Kommunikation zunächst in den Bereichen Gesundheitsförderung und Prävention zu verbessern, die maßgeblichen Akteure zielgerichteter zu vernetzen, einen mehrschichtigen Gesundheitsförderungsplan zu erarbeiten und aus den Erkenntnissen Empfehlungen für die Akteure und den Kreistag zu verabschieden.

Erste inhaltliche Schwerpunkte der Gesundheitskonferenz Ostholstein

Inhaltliche Schwerpunkte der Gesundheitskonferenz Ostholstein werden angesichts der umfänglichen Aufgabenstellung im Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention zunächst die Sicherstellung und Verbesserung der Kindergesundheit und die Entwicklung eines Präventionsplans/Gesundheitsförderungsplans zur „Unterstützung der Entwicklung von Kindern im Alter von 3-10 Jahren mit Auffälligkeiten in den Bereichen Sprache, Bewegung, Verhalten“ sein.

Gerade der Anteil an Sprachauffälligkeiten bei Kindern offenbart hier enormen Handlungsbedarf, insbesondere aus der Korrelation zwischen Sprachauffälligkeiten und Verhaltensauffälligkeiten. Die Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen zeigen für den Kreis Ostholstein, dass rund 27 % der untersuchten Kinder eine Sprachauffälligkeit aufweisen. Davon werden 17,6 % therapiert bzw. eine Therapie empfohlen, weitere 10 % der Sprachauffälligkeiten sind ohne expliziten Therapiebedarf, aber mit pädagogischem Sprachförderbedarf.

Der Anteil an motorischen Auffälligkeiten liegt für Kinder im Kreis Ostholstein bei rund 21 % (über dem Landesdurchschnitt von 19,5 %). Er gliedert sich auf in
14,7 % förderbedürftige und in 6,2 % therapiebedürftige Auffälligkeiten.

Der Anteil der Verhaltensauffälligkeiten für Kinder liegt bei 16,3 % im Kreis Ostholstein Er gliedert sich in förderbedürftige (10,6 %) und therapiebedürftige ( 5,7 Auffälligkeiten.

Vor diesem Hintergrund sollten im Rahmen von Gesundheitsförderung in Zusammenarbeit mit allen Akteuren und Entscheidungsebenen Maßnahmen zur verbesserten Sprachbildung, der motorischen Förderung sowie der Verhaltensförderung ins Leben gerufen werden, wobei es gilt, einen gleichberechtigten Zugang für alle, auch für schwerer erreichbare Kinder, anzustreben.

Die Gesundheitskonferenz erfüllt zu diesem festgelegten Themenbereich folgende Arbeitsschritte:

  • Bestand und Bedarf erheben
  • Wissensbasis (Daten, Expertenmeinungen) zum jeweiligen Thema aufbauen
  • Wissensbasis als Grundlage für Planungen und Entscheidungen analysieren
  • Problem identifizieren bzw. Versorgungslücke beschreiben
  • Lösungsansätze entwickeln, Ziele definieren, Strategie entwickeln
  • Maßnahmenprogramm zur Gesundheitsförderung, sprich „Präventionsplan“ bzw. „Gesundheitsförderungsplan“ verabschieden inkl. Angaben zur Umsetzung
  • Umsetzung einleiten
  • Evaluation (Bewertung) und ggf. Modifikation durchführen
  • Themenspezifischen Gesundheitsbericht verfassen  

Die erarbeitete und in der Gesundheitskonferenz verabschiedeten Ergebnisse und die Handlungsempfehlungen, sollen dem Kreistag bzw. den Fachausschüssen zur Beratung und Verabschiedung vorgelegt werden und als Grundlage für einen Präventionsplan dienen.


Zur Erfüllung dieser Aufgaben hat die Gesundheitskonferenz themenspezifische Arbeitsgruppen gebildet.

„Meine Aufgabe wird es sein, interdisziplinäre Strategien und Konzepte sowie die späteren Maßnahmen mit allen an der Planung beteiligten Experten gemeinsam zu entwickeln und anschließend vernetzt zu handeln“, beschreibt Maren Rohr ihren Tätigkeitsschwerpunkt.

Frau Dr. Kusserow, Leiterin des Fachdienstes Gesundheit, betont: „Die Aufgabe der Gesundheitsförderung ist gesetzlich verankert. Das Gesetz für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (GDG) schreibt vor, dass die Kreise und kreisfreien Städte sicherstellen, dass in den Planungen und Maßnahmen auch auf anderen in Betracht kommenden Handlungsfeldern, insbesondere in den Bereichen Siedlungsentwicklung, Wohnen, Schule, Jugend, Menschen im Alter, Verkehr, Umwelt, Arbeitswelt und Soziales, die Ziele des Öffentlichen Gesundheitsdienstes angemessen berücksichtigt werden.“

Zur Stelle und Person der Gesundheitsplanerin:

Maren Rohr, Diplom-Gesundheitswissenschaftlerin (und Diplom-Biologin, 54 Jahre) füllt seit November 2021 die neu geschaffene Stelle der Gesundheitsplanerin beim Kreis Ostholstein mit Leben. Die Stelle ist im Fachdienst Gesundheit angesiedelt, arbeitet jedoch Fachdienst-übergreifend. Aufgabe der Gesundheitsplanerin ist es, die gesundheitliche und soziale Versorgung von bestimmten Bevölkerungs-Gruppen, wie zum Beispiel Kindern, über vermehrte Koordination und Kooperation vor Ort zu verbessern. Hierfür müssen nachhaltige Strukturen auf- oder ausgebaut werden.
Die Stelle der Gesundheitsplanerin wird zur Hälfte aus Mitteln des GKV- Bündnisses für Gesundheit mit dem Ziel des Aufbaus und der (Weiter)Entwicklung gesundheitsförderlicher Strukturen finanziert, zu anderen Hälfte aus Mitteln des Paktes für den Öffentlichen Gesundheitsdienst.